“Schau mal ! Dem Alltag mehr Aufmerksamkeit schenken” (Teil 1)
“Schau mal!
Dem Alltag mehr Aufmerksamkeit schenken.”
Ein Film von Angelika Kölsch und Gerburg Fuchs
(Dauer ca.
29 min)
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Der Videofilm »Schau mal« entstand in Zusammenarbeit mit der Bewegungstherapeutin G. Fuchs. In ihrer Schule für Bewegungs- praxis wurde der Film mit fünf Vorschulkindern aufgenommen.
Er stellt dar, wie Kinder über bestimmte Aufgabenstellungen Eigenaktivität entfalten und dabei über die Tätigkeit von Hand - Fuß - Mund zur Aufrichtung, Selbstwahrnehmung und Aufmerksamkeit kommen.
Das Tun der Kinder hat einen Sinn und zeigt uns, wie sie wahrnehmen, wie sie sich bewegen, wie sie handeln, wie sie sprechen. Der Film soll ermutigen, sich die Zeit für genaues Beobachten zu lassen. Dabei wird das ständige Engagement der Kinder und ihr Können sichtbar - unter der Voraussetzung, dass Kinder in ihrer Ich-Aktivität Raumerfahrungen machen dürfen.
Ein kleiner Ausschnitt zur Übung der Mundmotorik und zum Zusammenhang von Haltung, Bewegung und Sprache
Einführung zum Film
In der therapeutischen, wie auch in jeder anderen kommunikativen Situation mit dem Kind, gehe ich von einem gemeinsamen Lernprozess aus, in dem alle Beteiligten das Entdecken von neuen Fähigkeiten erleben wollen, sogenannte Schwierigkeiten nicht als Defizit deuten und mit dieser Haltung die Offenheit für Entwicklungsvorgänge praktizieren können, die die vitalen Interessen des Kindes unterstützt. Dabei fühlt sich das Kind geborgen. In diese Geborgenheit wird das Körperempfinden spürbar miteinbezogen. Das Kind entwickelt über die bewusste Wahrnehmung seines Selbst ein Selbstwertempfinden. Dieser Aspekt der Selbstwahrnehmung spielt für die Mundentwicklung eine bedeutsame Rolle.
Eine orofaziale Entwicklungsstörung beeinflusst die Gesamtpersönlichkeit des
Kindes, seine Wahrnehmungsinhalte und seine Sprache. Zusätzlich müssen wir in
die Überlegungen zur Heranreifung mundmotorischer Fähigkeiten den ganzen Körper
und die kommunikative Umgebung, das heißt unsere Antworten auf die
Lebensäußerungen des Kindes mit einbeziehen. Angemessene Impulse öffnen das
Interesse des Kindes seine Umwelt lernend zu erfahren.
Kinder wollen spüren,
erkennen, handeln, sprechen. Sie suchen die Begegnung mit sich selbst und mit
anderen. Die Körperlichkeit in ihrer sensomotorischen Erfahrung ist etwas, was
für Kinder sehr nah wahrnehmbar und spürbar ist. Sie erkennen darin sich selbst
und ihre Umgebung.
Die Alltagswelt wäre als wirklicher Raum zu nehmen, in dem die vielfältigen
Möglichkeiten der Kinder entfaltet werden können. Normalerweise sind die
Phänomene der Alltagswelt nach Mustern, Routinen und Gebrauchsregeln arrangiert.
Nicht selten wird von den Bezugspersonen ein Funktionieren erwartet, um die
alltäglichen Abläufe bewältigen zu können. Dabei geht die Wahrnehmung für das
was ich im Augenblick tue in den Hintergrund. Bei derlei Nichtbeachtung oder
Nichtannahme für den Augenblick entwickeln Kinder eine Fraglosigkeit und ihnen
wird viel unverständlich. Sie entwickeln ein Fremdheitsempfinden gegenüber dem
eigenen Tun. Habits wären m. E. in dieser Thematik anzusiedeln.
Das
ursprüngliche Bedürfnis des Kindes ist selbständig sein zu wollen. Das Kind will
allein probieren, experimentieren, Lösungen finden und dabei Widerstände
überwinden. Die Eigeninitiative läßt sie Freude an ihren Tätigkeiten erleben und
Zusammenhänge begreifen. Das Verstehen von Zusammenhängen braucht eine
verbale Begrifflichkeit. In den Alltagsroutinen werden diese Prozesse häufig
gebremst und blockiert. Das Kind kompensiert mit Fehlgewohnheiten, deren
Auswirkungen in zunehmendem Maße die Mundentwicklung
beeinträchtigen.